Impressionen einer Flusskreuzfahrt
Die Seine, einer der kürzesten schiffbaren Ströme Europas gehört ab Paris ganz der Schifffahrt. An der Anlegestelle am Quai de Grenelle, gegenüber vom Eiffelturm, erwartete an einem Mittwoch im September die MS Botticelli 44 LandFrauen – mehrere mit Partner – aus dem Kreisverband Böblingen zu einer Flusskreuzfahrt von Paris nach Hofleur. Eine Lichterfahrt unter unzähligen Brücken und an markanten, angestrahlten Gebäuden vorbei, war der Auftakt.
Eine Stadtrundfahrt am nächsten Vormittag führte zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten, wie Place de la Concorde, Champs-Elysees, Arc de Triomphe, Invalidendom und vieles mehr. Schloss Versailles mit seinem unvorstellbaren Glanz war am Nachmittag das Ziel. 1682 siedelte Ludwig XIV mit seinem Hofstaat nach Versailles und es war für ein Jahrhundert die Residenz französischer Könige.
„Leinen los“ und „Paris ade“ hieß es am nächsten Morgen. Langsam steuerte das Schiff entlang vieler Flussschleifen, vorbei an Glas- und Stahlbauten des Handelsviertels, an zahlreichen Dörfern, Burgen und Abteien und ausgedehnten Grün- und Waldflächen. Giverny und der Garten von Claude Monet wartete auf die Gruppe. Viele Motive aus der 6 ha großen Anlage hat Monet in seinen unzähligen Bildern verewigt. Er liebte auch Kathedralen, allein von der Kathedrale in Rouen gibt es 28 Bilder.
Diese Stadt lernten die Reiseteilnehmer am nächsten Tag kennen. Es ist die Hauptstadt der Normandie mit vielen prachtvollen Bürgerhäusern. Sie liegt 120 km von der Küste entfernt und besitzt den fünftgrößten Seehafen Frankreichs.
Hinter Rouen spürte man bereits den Einfluss des Ärmelkanals. Immer häufiger gesellten sich auf der breiter werdenden Seine hochseetaugliche Schiffe zu den Flussschiffen. Kurz vor Mitternacht fuhr das Schiff unter der Pont de Normandie durch. Die Schrägseilbrücke schwingt sich in einem sanften Bogen von Honfleur bis Le Havre. Sie ist 2143 m lang und muss mitunter Windstärken von mehr als 180 km/h standhalten. In Coudebec-en-Caux erreichte das Schiff sein Endziel. Alex, der Reiseführer, begleitete die Reiseteilnehmer bei der Busfahrt nach Etretat. Die Stadt liegt auf Meereshöhe direkt am Ärmelkanal und bis 90 m hohe Kreideklippen rahmen den Badeort ein. Auf dem Gipfel oberhalb der Klippen wurde eine Kapelle gebaut, die der Schutzpatronin der Seeleute gewidmet ist.
Auch am nächsten Tag erzählte Alex viele Geschichten aus der Normandie und fuhr mit der Reisegruppe zu den mondänsten Sandstränden Frankreichs, nach Deauville. Die Stadt wurde als elegantes Seebad für die Pariser Gesellschaft gebaut. Unweit von Deauville liegt Hofleur im Departement Calvados und wie im 19. Jahrhundert stehen auch heute noch viele Maler am Kai und lassen sich vom Hafen und der Altstadt inspirieren. Weil der Cidre vorwiegend in dieser Gegend produziert wird, besuchte die Gruppe auch eine Calvados-Destillerie. Er gewinnt seine Bernsteinfarbe und sein Aroma durch jahrelanges Reifen in Eichenfässern. Die Kostprobe war für alle ein Genuss.
Sieben Tage konnte die Gruppe die gute Atmosphäre und das vorzügliche Essen auf der Botticelli genießen. Dann hieß es Abschied nehmen. Die Heimfahrt mit dem Bus führte über Reims,
Compiegne und Verdun. In einer Waldlichtung östlich von Compiegne erinnert ein Eisenbahnwagen, dass dort 1918 der Waffenstillstand mit Deutschland unterzeichnet wurde und ein weiterer mit umgekehrtem Vorzeichen 1940. Sehr nachdenklich und beeindruckend war der Besuch des französischen Mahnmals für den Ersten Weltkrieg bei Verdun.
Wenn Erich Kästner 1932 mahnend in einem Gedicht am Schluss sagt: „Habt ein besseres Gedächtnis“, so wäre er sicher so dankbar wie alle Teilnehmer, dass 1962 Konrad Adenauer und Charles de Gaulle die Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich in der Kathedrale von Reims besiegelten.