Notfall-Nachsorge-Dienst
Ute Widmann – PSNV-B-Leitung vom Notfallnachsorgedienst im DRK – Kreisverband Böblingen war am vergangenen Montagabend bei uns zu Gast und hat uns über die ehrenamtliche Tätigkeit in lebendiger und anschaulicher Weise dieser sehr wichtigen Organisation aufgeklärt.
Was heißt eigentlich PSNV? Dies bedeutet PsychoSozialeNotfallVersorgung. Der Notfallnachsorgedienst hat im letzten Jahr bereits sein 25-jähriges Jubiläum gefeiert. Er umfasst 40 aktive Mitglieder und 10 Anwärter. Die Aufgabe ist kurzfristige, unbürokratische Hilfe für Personen in akuten Lebenssituationen (=Ausnahmesituationen). D.h. der Körper wird mit dieser Situation momentan nicht fertig. Es entsteht Sprachlosigkeit, Ohnmacht, Unfähigkeit angemessen zu reagieren. Hier heißt es, diese schlimme Phase zu überbrücken, bis die Person wieder normal funktioniert und entsprechende Personen (Verwandte, Freunde, Nachbarn) gefunden werden, die die betroffene Person dann begleiten. Alarmiert wird der Notfallnachsorgedienst über die Rettungsleitstelle (Rettungsdienst, Polizei oder Feuerwehr).
Ute Widmann hat uns sehr anschaulich auch aus ihren eigenen Erlebnissen erzählt. Der Dienst wurde z. B. bei der Katastrophe im Ahrtal und beim Absturz der Germanwings eingesetzt.
Im Kreis Böblingen sind im letzten Jahr 200 Einsätze zustande gekommen. Darunter ging es auch um 3-fach-Mord, Suizid und Wohnungsbrände. Komisch war auch, dass sie nach einem Einsatz erfuhren, dass sie mit dem Mörder auf dem Sofa gesessen haben und diesen betreuten.
Um alles selbst verkraften zu können, wird man geschult. Man muss abschalten können und sich sagen: ich kann dir helfen, aber dein Leid ist nicht mein Leid. Dies ist sicherlich nicht einfach.
Zwischendurch und zum Schluss beantwortete uns Ute Widmann noch gerne und ausführlich unsere aufgetauchten Fragen. So können wir wieder einen sehr lehrreichen und interessanten Abend verbuchen. Auf jeden Fall „Hut ab“ und „alle Achtung“ vor dieser Organisation, die auch schon vor 25 Jahren nötig gewesen wäre.